"Georgien?? Was zur Hölle wollt Ihr in Georgien?"
Das war die übliche Frage, wenn ich „Georgien“ als Antwort auf die Frage nach dem Ziel unseres nächsten Lehrgangstreffens nannte. Auf Georgien als Reiseziel kommt man tatsächlich nicht so leicht. In unserem Fall stolperte ich zufällig bei Youtube über ein Video über Landschaftsfotografie in Georgien. Ich hätte nie gedacht, dass in Europa irgendwo so eine wilde, unberührte Natur und eine derart atemberaubende Berglandschaft gibt. Mein spontaner Vorschlag an meine alljährlichen Mitreisenden für das Reiseziel 2019 wurde in unserer Whatsapp-Gruppe erstaunlicherweise ohne jeglichen Widerstand begeistert einstimmig angenommen…
Planung
Erste Idee war, das Land tatsächlich von West nach Ost zu erkunden. Von Batumi am Schwarzen Meer über Tiflis in den Großen Kauskasus, und von dort ins Weingebiet Kachetien wäre in einer Woche jedoch ziemlich viel Fahrerei gewesen. Daher kamen wir schnell überein, uns auf den Ostteil des Landes zu beschränken, und uns stattdessen etwas mehr Zeit vor Ort zu gönnen.
Die Route und die jeweiligen Unterkünfte haben wir dann an einem Nachmittag im März 2019 unter Mithilfe von Google & Co. sowie booking.com ausbaldowert. Wir wollten unbedingt die Hauptstadt Tiflis, Stepantsminda im Norden, die Weinregion Kachetien im Süden und das Bergkloster David Gareja an der Grenze zu Aserbaidschan sehen. Entlang dieser Route haben wir dann die Unterkünfte gebucht.
Ein bisschen Kopfzerbrechen bereitete uns noch die georgische Schrift und die Landessprache, die nichts, aber auch gar nichts zu tun hat mit sämtlichen Sprachen, die man zuvor gehört hat. Nach einer Woche habe ich es tatsächlich geschafft, mir ganze fünf Wörter zu merken, nämlich „Hallo“, „Ja“, „Nein“, „Danke“ und „Prost!“
Aus dem Internet wussten wir zum Glück, dass alle Straßenschilder auch zusätzlich mit lateinschen Buchstaben versehen sind, ansonsten wären wir tatsächlich hoffnungslos verloren gewesen.
Rein ins Getümmel: Die Hauptstadt Tiflis
Die ersten zwei Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Tiflis. Mit ca. 1 Mio. Einwohnern ist Tiflis mit Abstand die größte Stadt in Georgien und erstreckt sich zwischen zwei Gebirgsketten entlang dem Fluss Mtkwari. Tiflis ist eine Stadt der Gegensätze: Einerseites eine pulsierende Großstadt mit einer modernen Skyline, auf der anderen Seite eine sehenswerte Altstadt mit mittelalterlichem Charme, wunderschönen Kirchen und der imposanten Festungsanlage Nariqala aus dem 3. Jahrhundert. Den Sonnenuntergang über der Stadt von der Festung aus zu erleben war wirklich unvergesslich.
Mehr Infos zu Tiflis findest Du auf Wikivoyage.
Der Große Kaukasus: Stepantsminda
Von Tiflis aus ging es am 3. Tag zweieinhalb Stunden mit dem Mietwagen auf der alten Georgischen Heerstraße über den Kreuzpass (2.395m) nach Stepantsminda, einem kleinen Ort, 15 Kilometer vor der russischen Grenze. Stepantsminda ist umgeben von den überwältigen Gipfeln des Großen Kaukasus. Über dem Ort thront auf 2.170 Metern Höhe die Zminda Sameba („Dreifaltigkeitskirche“) aus dem 14. Jahrhundert. Von dort aus hat man einem atemberaubenden Blick auf den Ort sowie auf den schneebedeckten Gipfel des Kasbek, mit 5.047 Metern der achthöchste Berg des Großen Kaukasus.
Mehr Wissenswertes über Stepantsminda findest Du auf Wikivoyage.
Kachetien, eines der ältesten Weinbaugebiete der Welt
Nach zwei Übernachtungen in unserem Guesthouse in Stepantsminda ging es weiter zu unserem nächsten Ziel: 250 Kilometer südwestlich entfernt liegt Signaghi, ein mittelalterliches Städtchen im Herzen des Weinbaugebietes Kachetien mit seiner 8.000 Jahre alten Weinbautradition. Von unserer Unterkunft bot sich ein unbeschreiblicher Blick über die weite Ebene hinüber auf die 50 km entfernten Südhänge des Kaukasus. Das Frühstück auf der Terasse war unvergesslich – nicht nur wegen der morgendlichen Karaffe Tschatscha (54% vol.). Absolut zu empfehlen sind die Weinproben bei den umliegenden Winzern. Das Auto sollte man dabei aber stehen lassen.
Das Bergkloster David Gareja
Von Signaghi fuhren wir am 5. Tag weiter Richtung Süden. Das Ziel war das einsame, alte Bergkloster David Gareja aus dem 4. Jahrhundert direkt an der Grenze zu Aserbaidschan. Die Landschaft verwandelte sich auf dem Weg dorthin von einer üppigen grünen Weinregion binnen zwei Stunden in eine karge, unwirkliche, bergige Steppenlandschaft. Keine Ahnung, wie die Mönche seinerzeit in dieser Umgebung leben konnten. Dieser Ort hat wirklich eine ganz besondere Magie. Die in den Berghang hineingebaute Klosteranlage war auf alle Fälle den Weg wert.